DAS KONZEPT
Der konzeptionelle Neubeginn 2017 basiert auf zwei ideellen Schwerpunkten:
Als Erstes eine längerfristig angelegte, viermal jährlich stattfindende, sogenannte Zukunftsarbeit, als Mittel der Qualitätsentwicklung, das zum Ziel hat, sowohl die Gemeinschaft aller Mitarbeitenden nicht nur im praktischen Umgang, sondern immer auch auf der spirituellen Ebene unseres Leitbilds zusammenzuführen und die sich daraus ergebenen Handlungsleitlinien gemeinsam zu tragen.
Das Zweite ist der sog. Dialog (nach David Bohm), eine Gesprächsform in der Gemeinschaft, die so arrangiert wird, dass die Beteiligten lernen, besser zuzuhören. Zwischenreden ist ausgeschlossen, allen wird die Möglichkeit gegeben, ohne Einschränkung zu sagen, was ihr Herz bewegt. Sanktionen für kritische Äußerungen sind ausgeschlossen. Dieser Dialog hat keine faktischen Ergebnisse oder Entscheidungen zum Ziel, sondern soll ein gemeinsames gegenseitiges Wahrnehmungsorgan bilden, das die Voraussetzung schafft, später andernorts tagenden Entscheidungsgremien leichter bessere Ergebnisse und Beschlüsse zu erzielen.
Der Dialog findet alle vier Wochen ausschließlich unter den Mitarbeitenden statt und in größeren Abständen auch unter Beteiligung der Menschen mit Assistenzbedarf. Auch die Bewohner*innen-Versammlungen werden dialogisch abgehalten. Diese beiden Elemente haben seit ihrer Praxis dafür gesorgt, dass die Qualität im Umgang miteinander und die gesamte gemeinschaftliche Atmosphäre sich zunehmend verbessert hat.
Für uns bedeutet dies ein ständiges Nachhalten des Qualitätsentwicklungsprozesses in der Einrichtung (Beziehungsqualität).
ODILIA e.V. bietet die Möglichkeit für Menschen mit fachärztlich dokumentierten psychischen Einschränkungen, ohne erhöhte Pflegebedarfe, festgestellte Pflegebedürftigkeit, einen Lebensort mit den Möglichkeiten des Erhalts und der Förderung der Ressourcen, wie Selbstständigkeit Stabilität und Lebensfreude zu erreichen. Das Angebot richtet sich ausschließlich an volljährige Menschen jeden Geschlechts. Eine strikte Altersbegrenzung gibt es nicht, sondern wird nach Rücksprache mit den Mitbewohner*innen und dem Betreuungsteam abgestimmt und dann entschieden.
Ausschlusskriterien sind:
• Notwendigkeit Freiheitsentziehender Maßnahmen • Akute Pflegebedürftigkeit
• Akute Selbst- oder Fremdgefährdung • Bestehende Suchtproblematik (Drogen, Alkohol und andere)
Unsere Angebote richten sich grundsätzlich an Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet, jedoch haben Interessierte aus dem Bezirk Oberfranken sowie aus den übrigen bayerischen Bezirken Vorrang. Die Nachfrage orientiert sich oft aus einem Bezug zur Anthroposophie, ist jedoch für eine Entscheidung zu einer Aufnahme nicht maßgeblich. Seit Inkrafttreten des BTHG wurde das Finanzierungssystem dahingehend verändert, dass die Kosten der Unterbringung, Verpflegung, Hauswirtschaftliche Dienstleistungen, die sog. existenzsichernden Leistungen, soweit möglich von den Leistungsempfängern selbst getragen werden sollen. Nur bei Unvermögen übernimmt diese Kosten der örtliche Sozialhilfeträger vom Ort, wo Leistungsempfänger ursprünglich gewohnt hatte. Leistungsträger für die Maßnahme bleibt der überörtliche Sozialhilfeträger.
Hierfür wird weiterhin eine Leistungs- und Vergütungsvereinbarung mit der Sozialverwaltung Oberfranken verhandelt, dessen Ergebnis auch andere überörtliche Sozialhilfeträger akzeptieren müssen. Diese Vereinbarung gilt auch für sog. Selbstzahler. Alle über die Vergütungsvereinbarung hinausgehenden Kosten, zum Beispiel auch einzelne künstlerisch-therapeutische Gruppenangebote, die von der Sozialverwaltung nicht als erstattungsrelevant anerkannt werden, müssen über freie Zuschüsse (Spenden, Fördermittel) finanziert werden.
Zielvorstellungen und Teilhabebedarfe
a. Teilhabeziele
• Fortlaufende Hilfeplanung im Rahmen des Gesamtplans (Verlaufsberichte)
• Regelmäßige Einzelgespräche mit Bewohnerinnen und Bewohner
• Gemeinsame Entwicklung von Einzelzielen
• Einladungen zur Teilnahme an regelmäßigen Treffen und Veranstaltungen
• Förderungen von Kontakten in die Gemeinde
• Unterstützung von möglichen Partnerschaften
• Gespräche mit Angehörigen und Freunden
Personelle Ausstattung für
• Einrichtungsleitung, Dipl. Soz. päd.
• Gruppenpersonal in festen Teams: Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger, Heilerziehungspflegehelfer, Altenpfleger, Ergotherapeuten, Holzbildhauerin, Musiktherapeut, Eurythmist
• Koch, Köchin, Hauswirtschaftskraft
• Reinigungskräfte
• Technischer Dienst
• Geschäftsführung / Verwaltung
Die Einrichtung ist ganzjährig geöffnet und die Betreuung erfolgt ganztägig.
Von Montag bis Freitag erfolgt die Betreuung zwischen 6:00 Uhr und 21:00 Uhr. In der Zeit von 8:30 Uhr bis 12:00 Uhr sowie 14:30 Uhr bis 18:00 Uhr können Bewohner*innen an arbeits- und kreativtherapeutischen Angeboten teilnehmen. Die Angebotsnutzung erfolgt individuell nach Absprache und ist Teil der Förderplanung.
An Wochenenden und Feiertagen erfolgt die Betreuung zwischen 6:30 Uhr und 21:00 Uhr in allen Wohnstätten.
In den Nachtstunden von 21:00 Uhr bis 6:00 Uhr (Montag bis Freitag) bzw. 6:30 Uhr (Wochenende und Feiertage) erfolgt die Betreuung durch eine Nachtbereitschaft. Für die Nachtstunden stehen in jedem Wohnbereich qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung.
Es besteht eine engmaschige ärztliche Betreuung durch frei praktizierende Allgemeinmediziner*innen und Fachärzt*innen. Insbesondere der Besuch bei Fachärzt*innen richtet sich nach den individuellen gesundheitlichen Bedürfnissen des*der Einzelnen und erfolgt anhand ärztlicher Verordnungen und/oder Empfehlungen.
Die medizinischen Behandlungsmaßnahmen sowie die Stellung und Vergabe von Medikamenten werden durch in derEinrichtung beschäftigte Fachkräfte sowie externe Fachkräfte ausgeführt. Über die Betreuung im Krankheitsfall und/oder bei vorübergehender Pflegebedürftigkeit wird grundsätzlich individuell entschieden. Ggf. werden weitere externe Fachkräfte durch ärztliche Verordnung hinzugezogen.
Die Verpflegung wird von fachkundigem Personal, nach Möglichkeit auf Basis biologisch-dynamischer Erkenntnisse geplant und umgesetzt. Bewohner*innen werden nach Absprache mit den pädagogischen Fachkräften sowohl in die Verpflegungsplanung als auch die Herstellung von Mahlzeiten einbezogen. Individuelle Absprachen durch besondere Ernährungsformen bedingt durch Erkrankungen und/oder persönliche Entscheidungen werden auf Basis ernährungswissenschaftlicher Grundsätze ermöglicht.
Die hauswirtschaftliche Versorgung von Odilia e.V. wird von hauswirtschaftlichem Fachpersonal übernommen. Das Fachpersonal bezieht die Bewohner*innen im Sinne arbeitstherapeutischer Beschäftigung zur Erhaltung und Förderung ihrer individuellen Fähigkeiten und Wecken von Ressourcen im hauswirtschaftlichen Bereich mit ein.
Die Versorgung mit Wäsche wird in ODILIA e.V. wird von hauswirtschaftlichem Fachpersonal übernommen. Das Fachpersonal bezieht die Bewohner*innen nach Absprache mit den pädagogischen Fachkräften in die Arbeit ein sowohl im Sinne arbeitstherapeutische Beschäftigung als auch zur Erhaltung und Förderung individueller Fähigkeiten in der Wäscheversorgung. Bedingt durch die besondere Entstehungsgeschichte der Einrichtung, bei der ursprünglich Angehörige von Bewohner*innen eine erste Gruppe aufgebaut hatten, leben in der Einrichtung schon einige Bewohner*innen sehr lange. Es handelt sich um diejenigen Menschen, die, noch sehr jung, schon bei der Gründung aufgenommen wurden. Mittlerweile sind sie deutlich älter und meist chronisch psychisch erkrankt mit zusätzlichen Gebrechen. Sie haben ihren Lebensort in dieser Gemeinschaft gefunden. Für sie gilt es, ihre noch vorhandenen Fähigkeiten aufrechtzuerhalten, ein größtmögliches Maß an Selbstbestimmung zu unterstützen und eine gute angemessene Lebensqualität sicherzustellen. Hierbei wird im Hinblick auf die Altersstruktur dieser Gruppe immer stärker Angebote aus dem gerontopsychiatrischen Bereich notwendig, die den Interessen und Möglichkeiten dieser Bewohner*innen gerecht werden. So ist es möglich, sie trotz ihrer altersbedingten Defizite und abbauenden Ressourcen, zu fördern.
ODILIA
Odilia Sozialtherapeutische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft e.V.
Haus Odilia, Leutenbacher Str. 29, 91356 Kirchehrenbach
Tel. 09191 94401, Fax 09191 974864, Email: